Titan und Titanlegierungen sind aufgrund ihrer hohen spezifischen Festigkeit, Korrosionsbeständigkeit und Biokompatibilität in Bereichen wie Luft- und Raumfahrt, Medizin und chemischer Verfahrenstechnik unverzichtbar. Um sicherzustellen, dass Herstellung und Wärmebehandlung die gewünschte Mikrostruktur erzeugt haben, ist die metallographische Präparation und Analyse von Titan und Titanlegierungen von großer Bedeutung. Dieser Leitfaden beschreibt den vollständigen metallographischen Präparationsprozess, bestehend aus Trennen, Einbetten, Schleifen, Polieren bis hin zum Ätzen und gibt praktische Tipps für reproduzierbare, artefaktfreie Ergebnisse.
Themen
Titan ist ein Leichtmetall (ρ~4,5 g/cm³) mit einer hohen spezifischen Festigkeit, außergewöhnlicher Korrosionsbeständigkeit sowie Biokompatibilität, was es ideal für anspruchsvolle Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt, Verfahrenstechnik, im Schiffbau und für medizinische Implantate macht.
Trotz des höheren Preises im Vergleich zu Stahl oder Aluminium, rechtfertigen seine Leistungsvorteile häufig die höheren Kosten, insbesondere dort, wo Gewichtsersparnis und Langlebigkeit entscheidend sind. Kommerzielles Reintitan (CP-Ti) ist weich (HV ~200) und sehr duktil, während Titanlegierungen durch Legierung und Wärmebehandlung Festigkeiten über 1000 MPa erreichen können. Aufgrund der hohen Reaktivität von flüssigem Titan werden Bauteile selten im Schmelzzustand gegossen, sondern meist durch Umformungsverfahren wie Schmieden, Walzen oder additive Fertigung hergestellt. Trotz seiner Korrosionsbeständigkeit ist der Einsatz bei erhöhten Temperaturen aufgrund der Reaktivität mit Sauerstoff und Stickstoff begrenzt.
Titan existiert in zwei Kristallstrukturen: einer hexagonalen α-Phase bei niedrigen Temperaturen (<882 °C) und einer kubisch raumzentrierten β-Phase bei hohen Temperaturen. Die unterschiedlichen Kristallstrukturen sind entscheidend für die Klassifizierung der Titanlegierungen. Die Hauptgruppen sind:
Das Verhältnis und die Verteilung von α- und β-Phasen beeinflussen maßgeblich die mechanischen Eigenschaften von Titanlegierungen. Daher ist die metallographische Untersuchung unerlässlich, um zu bestätigen, dass nach der Herstellung und Wärmebehandlung die gewünschte Mikrostruktur vorliegt.
Die metallographische Präparation von Titan ist bekanntermaßen herausfordernd und erfordert für jeden Schritt eine angepasste Präparationsparameter. Das liegt insbesondere an seiner hohen Duktilität, wodurch Titan beim Schleifen und Polieren zum Verschmieren neigt.
Titan ist ein weiches und sehr duktiles Metall. Mit Standard-Trennscheiben – insbesondere solchen auf Aluminiumoxidbasis – lässt sich Titan deshalb nur schwer sauber trennen. Mit nicht angepassten Trennscheiben entstehen beim Trennvorgang hohe Temperaturen, Verschmierungen und ausgeprägte Grate.
Für saubere, verformungsarme Schnitte sollte eine speziell auf Titan abgestimmte Trennscheibe verwendet werden. Besonders gut eignen sich Scheiben auf Siliziumkarbidbasis (SiC) mit Kunstharzbindung. Wir empfehlen unsere Ti-A-Trennscheibe, die für Titanlegierungen wie Ti-6Al-4V und Ti-5Al-2,5Sn sowie für weitere schwer zu trennende Metalle wie Molybdän, Tantal und Niob entwickelt wurde. Achten Sie beim Tennvorgang stets auf einen ausreichenden Kühlmittelfluss, um die Probe und den Schneidbereich kühl zu halten und reaktive Titanspäne auszuspülen.
Um den Wärmeeintrag und die Oberflächenverformung zu minimieren, sollte eine langsame Vorschubgeschwindigkeit im Bereich von 0,1 bis 0,25 mm/s verwendet werden. Bei härteren Titanlegierungen oder kritischen Proben kann die Vorschubgeschwindigkeit noch weiter reduziert werden.
Die richtige Fixierung der Probe ist ebenfalls entscheidend: Sie muss auf beiden Seiten der Schnittlinie sicher eingespannt werden, um Vibrationen, Verformungen oder ein plötzliches Abbrechen während der letzten Phase des Schnitts zu verhindern. Um ein Verbiegen während des Schneidens zu vermeiden, sollte beim Trennen dünner Platten oder Bleche zur zusätzlichen Stabilisierung ein Stützmaterial, beispielsweise eine faserverstärkte Kunststoffplatte, verwendet werden.
In Produktionsumgebungen werden große Titanbauteile aufgrund ihrer Größe häufig uneingebettet präpariert. Kleine, präzisionsgefertigte Teile sollten, um präzise und reproduzierbare Ergebnisse zu gewährleisten, jedoch immer eingebettet werden.
Titan kann sowohl warm als auch kalt eingebettet werden. Für das Warmeinbetten empfehlen wir EPO BLACK. Dieses Einbettmittel auf Epoxidharzbasis hat einen hohen Anteil an Glas- und Mineralfüllstoffen und sorgt so für eine ausgezeichnete Kantenfestigkeit, minimale Spaltbildung und hohe Planparallelität. Als Alternative zum Warmeinbetten eignet sich EPO-MAX, das vergleichbare Eigenschaften, bei kürzeren Zykluszeiten ermöglicht.
Wenn Hitzeeinwirkung vermieden werden muss, ist die Kalteinbettung das Mittel der Wahl. In diesem Fall bieten sich KEM 20, ein transparentes Harz auf Methylmethacrylatbasis, oder KEM 15 PLUS an.
Die Duktilität und geringe Wärmeleitfähigkeit von Titan machen es besonders empfindlich gegenüber mechanischer Verformung. Bei unsachgemäßer Handhabung kann es leicht zu einer deformierten Oberflächenschicht kommen, die die tatsächliche Mikrostruktur verdeckt und nur schwer zu entfernen ist. Das Ziel ist es, eine plane, kratzer- und verformungsfreie Oberfläche zu schaffen, die die Kornstruktur, die Phasenverteilung und andere wichtige Merkmale erkennen lässt. Dafür benötigt es eine genau abgestimmte Schleif- und Polierroute mit den passenden Verbrauchsmaterialien und Präparationseinstellungen.
Um Verformungen und Verschmierungen während der Präparation zu minimieren, sollte das Planschleifen von Titan mit einem möglichst feinen Sic-Papier durchgeführt werden. Dadurch wird die plastische Verformung begrenzt und eine einfachere und schnellere Präparation in den folgenden Schritten ermöglicht. Das Polieren erfolgt in der Regel in zwei Schritten: zunächst mit einer Diamantsuspension (typischerweise 9 µm), wiebeispielsweise DiaComplete Poly. Im Anschluss folg eine mechanochemische Endpolitur unter Verwendung eine Oxidsuspension (beispielsweise Eposil F (0,1 µm), gemischt mit 35-prozentigem Wasserstoffperoxid im Verhältnis 5:1. (Sicherheitshinweis: Tragen Sie bei der Handhabung von Wasserstoffperoxid immer geeignete Schutzausrüstung.) Dieser letzte Schritt ist entscheidend um eine vollständig verformungsfreie Oberfläche zu erzeugen.
Die folgenden Tabellen zeigen bewährte Präparationsrouten für die Präparation von:
* * Eposil F muss mit Wasserstoffperoxid (35%) im Verhältnis 5:1 gemischt werden
** ** Je nach Legierung
Wenn Sie weitere Fragen haben, zögern Sie nicht, uns über unser Kontaktformular zu kontaktieren. Wir helfen Ihnen gerne dabei, die beste Lösung für Ihre Anforderungen im Bereich der metallografischen Probenvorbereitung zu finden.
Nach der Endpolitur erscheinen können Titanproben unter polarisiertem Licht bereits einen schwachen Kontrast aufweisen. Um jedoch Merkmale wie Korngrenzen, Phasendifferenzen und Verformungsstrukturen deutlich zu erkennen, ist in der Regel eine chemische Ätzung notwendig.
Für Titan und Titanlegierungen sind verschiedene Ätzmittel verfügbar, die jeweils spezifische Stärken aufweisen:
Die folgende Tabelle fasst diese drei gängigen Ätzmittel und ihre typischen Anwendungen zusammen:
Sicherheitshinweis: Sicherheitshinweis: Säuren immer mit Vorsicht verwenden. Tragen Sie Schutzausrüstung und befolgen Sie die Sicherheitsrichtlinien Ihres Labors.
Flusssäure kann bereits bei geringfügiger Exposition zu lebensgefährlichen Verletzungen führen!
| Zusammensetzung | Ätzparameter | Beschreibung |
| 100 ml Destilliertes Wasser 2 - 6 ml Salpetersäure 65% 1 - 3 ml Flusssäure 40% (Kroll) |
5 - 30 Sekunden einwirken lassen | Visualisierung der Mikrostruktur von
Titanlegierungen, insbesondere TiAlV-Legierungen.
Vorgemischte Kroll-Ätzmittel können bequem in unserem Webshop für Verbrauchsmaterialien bestellt werden.* |
95 ml Destilliertes Wasser 1.5 ml Salzsäure 32% 2.5 ml Salpetersäure 65% 0.5 ml Flusssäure 40% (Keller) |
10 – 30 Sekunden einwirken lassen und mit lauwarmem Wasser abspülen | 10 – 30 Sekunden einwirken lassen und mit lauwarmem Wasser abspülen | 100 ml Destilliertes Wasser 50 ml Ethanol min. 96% 2 g Ammoniumhydrogen-Difluorid (Weck) |
5 bis 60 Sekunden einwirken lassen. Eine gute Ätzung ist erreicht, wenn sich die Farbe der Oberfläche von braun zu blau verändert. Die Proben müssen in trockenem Zustand in das Ätzmittel getaucht werden. |
Ätzung von Titan und Ti-Legierungen; Alpha-/Beta-Mischkristalle sind gefärbt. Sauerstoffreiche Diffusionszonen und die Beta-Phase bleiben weiß. |
* Ätzmittel erhältlich im QATM-Webshop
Die Härte von Titan und seinen Legierungen wird von mehreren Faktoren beeinflusst, darunter die chemische Zusammensetzung, die Wärmebehandlung und die daraus resultierende Mikrostruktur. Alle gängigen Härteprüfverfahren (Vickers, Rockwell, Brinell) sind anwendbar. Reines Titan ist weich und weist typischerweise einen Wert von etwa 20 HRC oder HV 220 auf. Im Gegensatz dazu können Titanlegierungen je nach Zusammensetzung und Verarbeitung deutlich höhere Härtewerte von bis zu 40 HRC oder HV 380 erreichen.
Titan ist sehr duktil und hat eine geringe Wärmeleitfähigkeit, wodurch es beim Schleifen und Trennen zu Verschmierungen, Oberflächenverformungen und Wärmeentwicklung neigt. Außerdem bildet es schnell eine harte Oxidschicht, die feine Kratzer verursachen oder das Ätzen beeinträchtigen kann, wenn sie nicht vollständig entfernt wird.
Ja, große Proben können ohne Einbettung präpariert werden, insbesondere in Produktionsumgebungen. Für kleine Bauteile, wird jedoch eine Einbettung empfohlen, da sie die Handhabung, Reproduzierbarkeit und Kantenstabilität während der Präparation verbessert. Für Titan ist sowohl die Warmeinbettung als auch die Kalteinbettung möglich. Es wird ein Einbettmittel mit hoher Kantenschärfe empfohlen, wie z. B. EPO-BLACK/MAX (Warmeinbettung) oder KEM 15 plus/ 20 (Kalteinbettung).
Kolloidales Siliziumdioxid in Kombination mit Wasserstoffperoxid entfernt die durch vorherige Schritte plastisch verformte Oberflächenschicht. Diese abschließende Politur ist entscheidend für die Darstellung einer klaren, unverzerrten Mikrostruktur, insbesondere bei kommerziell reinem Titan.
Eine polierte Titanoberfläche sollte spiegelglatt erscheinen und unter polarisiertem Licht nur minimale Oberflächenstruktur aufweisen. Wenn mikrostrukturelle Merkmale nach dem Ätzen nur schwach zu erkennen sind oder Anzeichen von Verzerrung aufweisen, enthält die Oberfläche noch Verformungen und muss weiter mechanochemisch poliert werden.
Übermäßige Gratbildung und Überhitzung sind aufgrund der Duktilität und geringen Wärmeleitfähigkeit von Titan häufige Herausforderungen beim Trennen. Diese Probleme können zu einer schlechten Oberflächenqualität und mikrostrukturellen Schäden führen. Um diese zu minimieren, empfehlen wir die Verwendung von Siliziumkarbid-Trennscheiben, z. B. unserer Ti-A-Scheibe, zusammen mit langsamen Vorschubgeschwindigkeiten (<2,5 mm/s), sicherer Fixierung und ausreichendem Kühlmittelfluss. Dies hilft, thermische Schäden zu vermeiden und sorgt für einen sauberen, verformungsarmen Schnitt.
Der allgemeine Präparationsprozess ist zwar ähnlich, aber die Zusammensetzung der Legierung beeinflusst deren Verhalten. Beispielsweise neigt reines Titan eher zu Verschmierungen und muss schonender poliert werden, während β-Legierungen härter sein können und sich leichter polieren lassen. Auch die Ätzreaktionen variieren, sodass die Wahl des Ätzmittels und die Dauer der Ätzung je nach Legierung angepasst werden müssen.
Diese „Verschmutzungsflecken” werden häufig durch Verunreinigungen oder Rückstände auf dem Poliertuch oder der Probe verursacht. Um dies zu beheben, reinigen Sie die Probe mit einem weichen Tuch (z. B. einem Kosmetiktuch), spülen Sie das Poliertuch gründlich mit einer weichen Bürste unter fließendem Wasser und reinigen Sie auch den Probenhalter. Wiederholen Sie dann den letzten Polierschritt, um eine saubere und kratzerfreie Oberfläche zu erhalten.
Wenn Sie weitere Fragen haben, zögern Sie nicht, uns über unser Kontaktformular zu kontaktieren. Wir helfen Ihnen gerne dabei, die beste Lösung für Ihre Anforderungen im Bereich der metallografischen Probenvorbereitung zu finden.
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